CDU Ortsverband Bodenheim

Kostenexplosion verursacht Ärger

Sanierung des Hauses Friesenecker in Bodenheim 100 000 Euro teurer als veranschlagt / Kritik an SPD-Mehrheit

BODENHEIM . Bis Mitte Juni soll das "Haus Friesenecker" neben dem Rathaus, Heimstatt diverser Vereine und Gruppen (Volkshochschule, Schachverein, Schiedsmann Bodenheim/Nackenheim, Ratsfraktionen, Schoppengarde, närrische Bürgerinitiative), endlich nutzbar sein. Die Sanierungsarbeiten an dem Gebäude hatten sich um ein Jahr verzögert. "Grund war der Hausschwamm, der sich in eine Außenwand eingenistet hatte", sagt Beigeordneter Thomas Glück (SPD). 70 000 Euro kostete allein seine Entfernung. Offenkundig war in den 70er Jahren das Schieferdach der damals in VG-Besitz befindlichen Immobilie unsachgemäß erneuert worden. "Wasser drang ins Mauerwerk ein, der Schwamm breitete sich aus", erklärt Glück. Momentan laufen noch letzte Maler- und Schreinerarbeiten. Die Rampe im Außenbereich wird errichtet, damit der Zugang barrierefrei möglich ist.
 
Familie Siegling betrieb vor 100 Jahren im Haus Friesenecker den ersten Gutsausschank des Orts. Diese Geschichte soll im Sockel des Gebäudes sichtbar werden. Archivfoto: hbz/Michael Bahr
Die Kosten für Sanierung und Modernisierung des Gebäudes waren ursprünglich auf 560 000 Euro geschätzt worden, sagt Glück. Die Kostensteigerung um 19 Prozent auf 666 000 Euro habe sich ergeben, weil technische Gewerke wie Elektro, Heizung und Sanitär sowie höherwertige Baumaterialien teurer wurden.
 
Kritik an den hohen Kosten der Sanierung übt Wolfgang Kirch von der CDU-Gemeinderatsfraktion. Das Projekt sei ein "schlechtes Beispiel für den nachhaltigen Umgang mit Haushaltsmitteln". Ein Abriss und Neubau des nicht-denkmalgeschützten Anwesens wäre sicher günstiger gekommen. Allzumal bei einer Begehung nicht erkennbar sei, "wo und wie die 650 000 Euro verbaut wurden".
 
Annette Marbs' (FDP) Fazit lautet: ",Hinterher ist man immer schlauer". Das Haus Friesenecker habe sicher seine Bedeutung im Ort, und der Platz werde für Vereine und Organisationen benötigt. "Daher war es sinnvoll, eine Sanierung in einem gewissen Umfang anzugehen", findet die Liberale. Ab einem gewissen Punkt habe es trotz der absehbaren höheren Baukosten durch die neu erkannten Probleme im Bestand keine Alternative zum Weiterbauen gegeben, da bereits zu viel investiert wurde. Künftig müsse im Vorfeld besser geprüft werden.
 
Michael Leber (FWG) erachtet eine Sanierung eines alten Gebäudes als sinnvoll, nur sollte dahinter ein gutes Konzept stehen. Das Ganze sollte nicht "planlos ausgeführt" werden. Die SPD habe mit ihrer absoluten Mehrheit die Sanierung im Gemeinderat Anfang Februar 2016 trotz Widerstand der anderen Fraktionen durchgesetzt. Die Innenräume seien nun zwar saniert, aber das Raumkonzept habe sich nicht verändert. Nunmehr belaufen sich die Kosten für die Renovierung des Bestandsgebäudes auf 650 000 Euro. "Jeder Bürger weiß, was ein neues Haus kostet. So geht man nicht mit den Geldern anderer Leute um, dies sind Steuergelder", meint Leber.
 
Aus Sicht der SPD war es nach Aussagen von Fraktionschef Dirk Müller "auf jeden Fall sinnvoll, das Haus Friesenecker zu erhalten". Das Gebäude müsse man als eine Einheit mit Gebäuden der Umgebung wie dem alten Rathaus sehen. "Es wäre unverantwortlich gewesen, das Haus Friesenecker abzureißen und die Erinnerungen an die damit verbundene Historie für immer zu zerstören." Sicherlich erscheinen die Kosten für die Sanierung sehr hoch, aber ein Neubau hätte mit Sicherheit höhere Baukosten für die Ortsgemeinde Bodenheim verursacht. Für die Sanierung erhält die Ortsgemeinde einen Zuschuss in Höhe von 70 Prozent aus dem Fördertopf "Ländliche Zentren". Ein Abriss mit anschließendem Neubau wäre mit maximal 40 Prozent aus dem Investitionsstock gefördert worden. "Vergleicht man die beiden Varianten, wäre bei identischen Kostenschätzungen ein Neubau für die Ortsgemeinde mindestens etwa 189 000 Euro teurer als eine Sanierung geworden", unterstreicht Müller.
 
 
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